Leserbriefe

Sehr geehrte Damen und Herren!
Kevin Kühnert (SPD-Vorstand), Felix Klein (Antisemitismusbeauftragter des Bundes) und Anetta Kahane (Amadeu Antonio-Stiftung) warnten auf einer Pressekonferenz „vor dem Antisemitismus der Bewegung“, wie die TAZ berichtete, gemeint sind die Kritiker der Corona - Maßnahmen der Bundesregierung. Klein benannte den „Judenhass als verbindendes Element von bisher getrennten Milieus“, und er sieht darin eine „Gefahr für die Grundlagen der Gesellschaft.“ Frappant ist: Es werden in dem TAZ-Bericht von den drei als „Experten“ bezeichneten Personen keinerlei Belege für den behaupteten Judenhass der Corona-Kritiker genannt.
Wenn vereinzelt Gegner einer Corona-Zwangsimpfung sich „Judensterne“ mit der Aufschrift „ungeimpft“ anheften, ist das völlig daneben, aber keinesfalls eine „Verharmlosung der antisemitischen Verfolgung durch die Nazis“ wie die TAZ schreibt. Im Gegenteil, es ist der Versuch, die real durchaus stattfindende Diffamierung von Impfgegnern als „Covidioten“ durch Politik und Presse zu überhöhen und zu überzeichnen.
Nun ist die Verzweckung der Judenverfolgung im Dritten Reich für die aktuelle Tagespolitik durchaus kein Einzelfall. So hat der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer von den Grünen 1999 die Beteiligung der Bundeswehr am Natokrieg gegen Serbien mit dem Hinweis „Nie wieder Auschwitz“ gerechtfertigt. Ging es Fischer darum, die Massenmorde in dem NS-Vernichtungslager zu bagatellisieren? Keinesfalls, vielmehr wollte er den Konflikt zwischen serbischer Armee und der albanischen Separatistenorganisation UCK ins Epochale dramatisieren, um die Zustimmung der noch weitgehend pazifistischen grünen Basis zu einem ersten Krieg Deutschlands gegen einen anderen Staat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu erhalten.

Mit freundlichem Gruß
Walter Ruffler, Bremen, 26.11.2020

Das öffnet eine weitere Tür

Die angekündigte Ausweitung des Einsatzes der Bundeswehr in Bremen wie im gesamten Inland leistet der Militarisierung des zivilen Lebens weiteren Vorschub und höhlt das Grundgesetz aus. In Bremen öffnet die rot-grün-rote Regierung mit der Ankündigung, mehr Soldatinnen und Soldaten im Gesundheitsamt und sogar im Ressort selbst einzusetzen, eine weitere Tür zur Übernahme ziviler Aufgaben durch das Militär.

Die Bundeswehr soll aufgrund der Corona-Pandemie in Zukunft noch häufiger zum Einsatz innerhalb Deutschlands kommen. Jahrelang hat man den Gesundheitssektor und den zivilen Katastrophenschutz zugunsten einer massiven militärischen Aufrüstung kaputt gespart und die aktuelle Notsituation damit selbst herbeigeführt.

Die Geschichte lehrt, dass der Einsatz von Militär im Inland demokratiegefährdend ist. Das preußisch-deutsche Militär nahm Mitte des 19. Jahrhunderts eine unrühmliche Rolle als „Staat im Staat“ ein. Später hieß es sogar: „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten“. Dies und die Erfahrung des Faschismus hat dazu geführt, dass das Grundgesetz eine klare Beschränkung des Aufgabenbereichs des Militärs vorsieht.

Wir müssen Militär abrüsten und den Gesundheitssektor sowie den Katastrophen- und Klimaschutz ausbauen.

Mit freundlichen Grüßen

Ekkehard Lentz, Bremen

(Veröffentlicht im Weserkurier am 20.10.2020)

Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Artikel "Zu quer gedacht" von Esther Geißlinger informiert leicht ironisierend über das Schicksal eines Parteimitgliedes der Grünen aus Flensburg, der auf der großen Corona-Demo von "Querdenken" am 29.08.2020 in Berlin eine Rede gehalten hat und deswegen von seinen Kollegen aus der Rathausfraktion ausgeschlossen wurde. Das beigefügte Bild von Demonstranten vor dem Reichstag und der Bildtext "Der Grüne bekam viel Applaus von rechts: Reichsflaggen vor dem Bundestag am vergangenen Samstag"  führt die Leser gezielt in die Irre: Denn der Grüne redete nicht vor der separaten Kundgebung von Rechten vor dem Reichstag, sondern auf der Kundgebung bei der Siegessäule mit Zehntausenden von Teilnehmern.
Denunziatorisch ist auch der Titel "Corona-Leugner im Anmarsch" von Marco Carini über eine geplante Demo in Hannover. Es geht bei den Kundgebungen nicht um die Leugnung des Corona-Virus, sondern um eine Kritik an den Maßnahmen der Bundesregierung, die viele für überzogen halten, was Gesundheitsminister Jens Spahn mittlerweile selber teilweise einräumt.
Wieviel Vertrauen soll man in die TAZ-Berichterstattung zum Thema Corona-Demos haben, wenn die LeserInnen auf einer Seite gleich zweimal verarscht werden?

Mit freundlichem Gruß
Walter Ruffler
(Der Leserbrief wurde heute in der TAZ Nord, S. 22 abgedruckt.)
 

Leserbrief zu: "Freiwillige gesucht" im Weserkurier vom 24. Juli 2020

EkkehardBundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat ihre neuen Pläne für einen freiwilligen Wehrdienst vorgelegt. Bereits die Bezeichnung "Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz" ist äußerst fragwürdig. Der belastete Begriff suggeriert, die Heimat sei bedroht und müsse durch Waffengewalt geschützt werden. Gern verwenden ihn Nazi-Kameradschaften und so genannte Bürgerwehren. Der "Thüringer Heimatschutz" brachte die NSU-Terroristen hervor.

"DeinJahrfuerDeutschland" ist ein weiterer Beitrag der "Verteidigungs"ministerin zur Nachwuchsrekrutierung und zur Militarisierung der Gesellschaft. Die Bevölkerung soll an die Präsenz von Militär im öffentlichen Raum und weitere Kriegseinsätze der Bundeswehr im Ausland gewöhnt werden.

Bedenklich ist der aktuelle Vorstoß von Frau Kramp-Karrenbauer auch wegen der offensichtlich bestehenden rechten Netzwerke bei der Bundeswehr. Jetzt besteht die Gefahr, dass unter dem Deckmantel des Heimatschutzes noch mehr Rechtsextreme und Neonazis in den Kasernen landen, also eine zusätzliche Gelegenheit, um eine Ausbildung an der Waffe zu bekommen.

Es gibt keinen Mangel an guten, zivilen Freiwilligendiensten wie das Freiwillige Soziale und das Freiwillige Ökologische Jahr. Ulrich Schneider, Paritätische-Hauptgeschäftsführer, ist zuzustimmen: "Wenn junge Leute für eine soldatische Ausbildung 1000 Euro Sold im Monat bekommen und Freiwillige in sozialen Diensten maximal 300 Euro, dann läuft etwas ganz grundlegend falsch."

Wir brauchen keinen Freiwilligendienst der Bundeswehr. Die Krisen, die in unserer Heimat tatsächlich wirklich sind, können von Sozialverbänden, THW und Feuerwehr besser bewältigt werden. Um Kranke zu pflegen und beispielsweise Sandsäcke bei Unwetterkatastrophen zu schleppen, werden keine an der Waffe ausgebildeten jungen Menschen benötigt.

Ekkehard Lentz, Bremen

(veröffentlicht im Weser Kurier 30. Juli 2020)