Armut darf nicht verwaltet, sondern muss endlich bekämpft werden
Der aktuelle Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands 2025 ist ein erschütterndes Dokument – nicht nur über soziale Ungleichheit, sondern über das systematische politische Versagen im Kampf gegen sie. Besonders in Bremen, wo mittlerweile mehr als jede vierte Person als arm gilt, zeigt sich deutlich: Armut ist kein Einzelschicksal, sondern Ausdruck einer Politik, die Marktinteressen über soziale Gerechtigkeit stellt.
Dass Erwerbsarbeit keinen Schutz mehr vor Armut bietet, ist ein Skandal. Die Folgen der Agenda 2010, der Deregulierung des Arbeitsmarktes und der Ausweitung prekärer Beschäftigung sind heute unübersehbar. Besonders erschreckend: Ein Viertel der Armen in Deutschland geht arbeiten – und kann trotzdem nicht davon leben.
Bremen steht beispielhaft für die zunehmende soziale Spaltung: Kürzungen im Sozialbereich, mangelhafte Wohnungspolitik und ein massiver Anstieg der Altersarmut zeigen, wie sehr hier verwaltet statt gestaltet wird. Dass in einem der reichsten Länder der Welt alte Menschen in Armut leben und Kinder ohne faire Bildungschancen aufwachsen, ist nicht hinnehmbar.
Es braucht endlich eine Politik, die entschlossen umverteilt – durch eine Vermögenssteuer, gerechte Besteuerung großer Erbschaften und massive Investitionen in sozialen Wohnungsbau und Bildung. Die soziale Spaltung ist kein Naturgesetz, sondern politisch gemacht – und damit auch politisch veränderbar.
Manfred Steglich (Bremen 30.04.2025)