Kontroverse "links" - "rechts" im BSW

Im Oktober ist erneut eine Kontroverse "links" - "rechts" innerhalb des BSW öffentlich geworden. Auslöser ist ein Beitrag vom 21.10.2025 von Sahra Wagenknecht in der Zeitung "Die Welt" mit dem Titel: Eine konservative oder im Ursprungssinn „rechte“ Agenda wäre dringend gefragt. Zwei Auszüge aus Wagenknechts oben verlinkten Beitrag: "Wird der gesunde Menschenverstand der politischen Rechten zugeordnet, halten sich viele Menschen plötzlich für „rechts“, obwohl sie Ansichten vertreten, die früher eher der Mitte, vielleicht sogar der Linken zugerechnet wurden. Für diese Menschen ist „links“ das neue Feindbild, das für alles steht, was sie aus gutem Grund nicht mögen: fanatische Klimaziele, unseriöse Finanzpolitik, unkontrollierte Zuwanderung, Geld für Arbeitsmuffel, Sprachpolizei."  - "Seit die Linken die Unterprivilegierten nicht mehr vertreten, tut es eigentlich keiner mehr. Es ist eine Schande für unsere Demokratie, dass der soziale Status heute fast wie im Ancien Régime wieder vor allem vom Elternhaus und nicht von der eigenen Leistung bestimmt wird. Aber es wurden nicht nur die Aufstiegschancen für junge Leute aus ärmeren Verhältnissen gekappt. Mittlerweile zeigt die Wohlstandskurve auch für große Teile der Mitte nach unten. Eine konservative oder im Ursprungssinn „rechte“ Agenda – die Verteidigung von Besitzständen – wäre hier dringend gefragt. Sie hätte jedoch nur Schlagkraft, wenn sie den massiven Wohlstandstransfer ins Ausland (teure Energie!) und an die Happy Few ganz oben skandalisieren würde, statt sich gegen die zu richten, bei denen nichts zu holen ist."

Ralf Krämer (BSW-Mitglied, Gewerkschafsskretär und aktiv in der Initiative ‚Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder!‘) veröffentlichte daraufhin am 23.10.2025 in der Zeitung FREITAG eine Replik mit dem Titel ‚Das BSW muss links bleiben‘,  in dem er sich kritisch mit dem Artikel von Sahra Wagenknecht auseinandersetzt. Die in diesen enthaltenen Thesen seien tendenziell dazu geeignet, noch mehr links denkende Menschen vom BSW abzustoßen. Die Zukunft des BSW könne aber nur darin liegen eine Partei für die arbeitenden Menschen und ihre Familien mit einer traditionell linken Agenda — soziale Gerechtigkeit und Frieden — zu sein und damit immer größere Teile dieser Bevölkerung, die von SPD, Grünen und Linken und ebenso von der CDU/CSU enttäuscht sind, für sich zu gewinnen.

Unser aufstehen Bremen Mitstreiter Manfred Steglich schloss sich der Kritik von Ralf Krämer an und veröfffentlichte in seinem Blog "Windstriche" am 25.10.2025 eine ausführiche Präzisierung seiner Kritik unter dem Titel: Warum der Begriff „links“ für die Politik unerlässlich ist. Darin führt er die im FREITAG dargelegten Überlegungen systematisch fort und begründet – im Horizont der kritischen Theorie – warum der Verzicht auf den Begriff links nicht nur begrifflich unpräzise, sondern auch politisch gefährlich wäre. Es geht dabei weder um Polemik noch um innerparteiliche Abgrenzung, sondern um eine konzeptuelle Klärung: Was bedeutet links – historisch, systematisch, begrifflich? Welche Verwechslungen haben zu seiner Entleerung geführt? Und warum ist gerade in Zeiten seiner Vereinnahmung durch liberale Identitätspolitik seine Rückeroberung so entscheidend?