Leserbrief zum Kommentar von Klaus Hillenbrand "Fast 2.000 mal Judenhass" und zum Artikel "Neue Wege für den alten Hass" in der TAZ vom 29.06.2021

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Berlin hat festgestellt, dass 2020 erfreulicherweise weniger antisemitische Straftaten begangen wurden und auch der "Israel-bezogene Antisemitismus" abgenommen hat. Dennoch will bei RIAS und auch bei Klaus Hillenbrand keine rechte Freude darüber aufkommen, denn es ist das Geschäftsmodell von RIAS, derartige Straftaten aufzudecken. Mangels Masse verfiel man auf einen Kunstgriff, fehlendes antisemitisches Verhalten kurzerhand herbei zu definieren und kam so auf die stattliche Zahl von angeblich 1909 "antisemitischen Vorfällen", die Klaus Hillenbrand in seinem Kommentar "Fast 2.000 mal Judenhass" kurzerhand nach oben aufrundet. Quelle dieses hinzuerfundenen Antisemitismus sollen ausgerechnet die Prügelknaben von Politik und Medien sein, "die Coronaleugner lassen grüßen," schreibt Hillenbrand. Und er konstruiert so etwas wie einen ewigen Antisemiten, wenn er meint: "Realität wird von den Judenhassern jeweils so umgedeutet, wie es gerade passt. Das waren vorgestern die jüdischen Brunnenvergifter, gestern war es der jüdische Kapitalist und Kommunist gleichzeitig und heute sind es die angeblichen Erfinder einer Pandemie." Mit Belegen für ihre steilen Thesen sind RIAS und Hillenbrand recht zurückhaltend. Aber für 2021 sind beide vorsichtig optimistisch: "Für das laufende Jahr registrierte RIAS aber bereits im Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas eine 'deutliche Zunahme' auch von gewalttätigen Angriffen." Dann wäre das Weltbild ja wieder gerettet.

Über eine Veröffentlichung würde ich mich freuen.

Mit freundlichem Gruß
Walter Ruffler (Bremen 01.07.2021)