Leserbriefe

Sehr geehrte Damen und Herren!

Seit dem Angriff der russischen Armee auf die Ukraine sind Zehntausende umgekommen oder verwundet worden, Millionen sind vor den Kämpfen geflohen. Beide Seiten haben sowohl militärische Erfolge als auch Niederlagen erlitten. Die ukrainische Armee hat die Eroberung Kiews verhindert und die "Moskwa" versenkt, das Flaggschiff der Schwarzmeerflotte. Die russische Armee hat das Gebiet der Volksrepubliken Donezk und Luhansk arrondiert und die Städte Mariupol und Cherson sowie einen Großteil der Küste besetzt. Es ist Zeit für einen Waffenstillstand, der eine langfristige Lösung ermöglicht: Die Ukraine sollte auf einen Nato-Beitritt verzichten, und über die staatliche Zukunft des Donbass sollte nicht in Moskau oder Kiew entschieden werden, sondern vor Ort durch international überwachte Volksabstimmungen der Bevölkerung in diesen Gebieten. Diesen naheliegenden Vorschlag hatte der Bremer Journalist Joerg Helge Wagner bereits im März 2014 in seinem Kommentar "Einheit um jeden Preis? - Warum eine Volksabstimmmung für die Ukraine die beste Lösung wäre" im Weser-Kurier gemacht. Bundeskanzler Scholz sollte sich für einen Waffenstillstand einsetzen, unterstützt durch die gesamte Ampel-Koalition einschließlich Frau Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Anton Hofreiter (Grüne).

Den Bruch des Völkerrechts durch Wladimir Putin sollte man nicht zu hoch hängen, denn darin sind die USA Weltmeister, und die Nato kann das auch, Beispiel Irak 2003 und Afghanistan 2001. Auch die osteuropäischen Nato-Staaten wie Estland, Lettland, Litauen, Polen und die Ukraine lassen beim Völkerrecht gern mal fünfe gerade sein, als sie sich 2003 George W. Bushs "Koalition der Willigen" beim Überfall auf den Irak angeschlossen haben. Das nimmt sich nichts.

Über einen Abdruck würde ich mich freuen.

Joerg Helge Wagners Kommentar zum Nachlesen im Anhang.[unter diesem LINK]

Walter Ruffler (Bremen, 22.04.2022)

Sehr geehrte Frau Pribyl,

Sie sind der Meinung, die Nato müsse klare Kante gegenüber Putin zeigen und und mehr Truppen an der Grenze aufmarschieren lassen und mehr Kriegsschiffe in der Ostsee. Sind Sie ernsthaft der Auffassung, dass er dann Angst bekommt, in sich geht und seine Armee aus der Ukraine zurückzieht?

Sie glauben, die Nato habe bisher zu zurückhaltend agiert, was Putin als "Schwäche" ausgelegt habe. Sie nennen u.a. einen "Einmarsch in Georgien". Dieses Beispiel wird häufiger in der Presse genannt, so fragt der ARD-Journalist Thomas Roth den russischen Präsidenten am 29.08.2008 (!) im Interview:
"Herr Ministerpräsident, nach der Eskalation in Georgien sieht das Bild in der internationalen Öffnentlichkeit so aus - damit meine ich Politik, aber auch Presse: Russland gegen den Rest der Welt. Warum habe Sie Ihr Land mit Gewalt in diese Situation getrieben?"
Wladimir Putin: "Was meinen Sie, wer hat den Krieg begonnen?"
Roth: "Der letzte Auslöser war der georgische Angriff auf Tschinwali" (Hauptstadt Südossetiens).

Der damalige georgische Präsident Saakaschwili hatte den Angriff seiner Armee auf Südossetien befohlen, die russische Armee hat den Südosseten geholfen, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Wie kann man diesen Konflikt Putin in die Schuhe schieben?

Und die von Ihnen erwähnte "Annexion der Krim"? War da nicht was in Kiew Anfang des Jahres? Der gewaltsame Putsch nationalistischer Kräfte gegen den gewählten Präsidenten Janukowitsch war das Ergebnis eines vom Westen von langer Hand vorbereiteten und unterstützten "Regime Change".