Leserbrief zum Artikel "Zu quer gedacht" in der TAZ vom 02.09.2020

Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Artikel "Zu quer gedacht" von Esther Geißlinger informiert leicht ironisierend über das Schicksal eines Parteimitgliedes der Grünen aus Flensburg, der auf der großen Corona-Demo von "Querdenken" am 29.08.2020 in Berlin eine Rede gehalten hat und deswegen von seinen Kollegen aus der Rathausfraktion ausgeschlossen wurde. Das beigefügte Bild von Demonstranten vor dem Reichstag und der Bildtext "Der Grüne bekam viel Applaus von rechts: Reichsflaggen vor dem Bundestag am vergangenen Samstag"  führt die Leser gezielt in die Irre: Denn der Grüne redete nicht vor der separaten Kundgebung von Rechten vor dem Reichstag, sondern auf der Kundgebung bei der Siegessäule mit Zehntausenden von Teilnehmern.
Denunziatorisch ist auch der Titel "Corona-Leugner im Anmarsch" von Marco Carini über eine geplante Demo in Hannover. Es geht bei den Kundgebungen nicht um die Leugnung des Corona-Virus, sondern um eine Kritik an den Maßnahmen der Bundesregierung, die viele für überzogen halten, was Gesundheitsminister Jens Spahn mittlerweile selber teilweise einräumt.
Wieviel Vertrauen soll man in die TAZ-Berichterstattung zum Thema Corona-Demos haben, wenn die LeserInnen auf einer Seite gleich zweimal verarscht werden?

Mit freundlichem Gruß
Walter Ruffler
(Der Leserbrief wurde heute in der TAZ Nord, S. 22 abgedruckt.)