Leserbrief zum Artikel von Jörg Schurig „Erinnerung an eine Katastrophe“ im Weser-Kurier vom 13.02.2020 zur Bombardierung Dresdens

Sehr geehrte Damen und Herren!

Der Historiker Jens Weber sagt zur Frage, ob die Bombardierung Dresdens vom 13.-15.02.1945 ein Kriegsverbrechen war: „Wenn Dresden ein Kriegsverbrechen war, dann waren das auch viele andere Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg – ob nun von Deutschen oder Alliierten begangen“. Recht hat er. Es ist erstaunlich, dass deutsche Politiker sich zieren, Kriegsverbrechen der Alliierten als solche zu benennen und damit das Thema der nationalen Rechten überlassen. Meines Erachtens werden die Verbrechen der Nationalsozialisten, ihrer dienstbaren Generäle, der SS- Wachmannschaften, der Schreibtischtäter in Amtsstuben und der Rüstungskonzerne keinesfalls bagatellisiert, wenn man die Verbrechen der anderen Seite ebenfalls anspricht. Das gehört zu einem ehrlichen Gesamtbild des Zweiten Weltkrieges. Ob nun 25.000 oder 100.000 Menschen in Dresden im Feuersturm umkamen, ist für die Bewertung der Angriffe belanglos: „Als wären 25.000 Tote nicht schlimm genug“.

Der Historiker Jörg Friedrich beschreibt in in seinem Buch „Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945“ die vom Bomber Command der Royal Air Force seit 1942 angewandte Strategie des „Moral Bombing“: Durch Flächenbombardements sollten großräumig Wohngebiete zerstört und hohe Verluste unter der Zivilbevölkerung verursacht werden, um die Moral der Deutschen zu zerbrechen.

Was haben unsere Politiker aus Krieg und Bombenterror gelernt? Sie fordern, das „geeinte Deutschland“ solle als bevölkerungsreichstes und ökonomisch stärkstes Land in der EU weltweit „mehr Verantwortung“ übernehmen, indem Bundeswehr-Einheiten weltweit eingesetzt werden. Die Militärausgaben sollen auf 2% des Bruttosozialprodukts angehoben und die Bundeswehr zu einer Interventionsarmee ausgebaut werden. Unsere Verteidigungsministerin möchte den Chinesen auf die Finger schauen und die Bundesmarine ins Südchinesische Meer schicken, und der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bundestagesfraktion Johann Wadephul fordert eine Zusammenarbeit mit Frankreich bei Atomwaffen.

Über eine Veröffentlichung würde ich mich freuen.

Mit freundlichem Gruß
Walter Ruffler (15.02.2020)